Der Wandel der Raumstrukturen

beim Übergang vom organisierten zum desorganisierten Kapitalimus
Ref.: Hans Günter Bell (Köln), November 2001

Gliederung

  1. Einleitung
     
  2. Begriffliche und Sachliche Vorklärungen
    Fortlaufende Restrukturierung baulich-räumlicher Strukturen
    Beharrungsvermögen der räumlichen Strukturen
    Organisierter Kapitalismus – Desorganisierter Kapitalismus
     
  3. Vorindustrielle Zeit und (beginnende) Industrialisierung
    Das Verhältnis von Stadt und Land
     
  4. Der Übergang vom Organisierten zum Desorganisierten Kapitalismus
    Wirtschaftlicher Strukturwandel und Stadtentwicklung
    Verlagerung von Industrie- und Wachstumszentren
    Der ländliche Raum
    Städtesystem und -hierarchie
    Innere Struktur der Städte
     
  5. Weiterführende Forschungsfragen

    Literatur

1. Einleitung

„Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoi-sieepoche vor allen anderen aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse … werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende ver-dampft, alles Heilige wird entweiht …“

(Karl Marx & Friedrich Engels: Das Manifest der Kommunistischen Partei)

Mit diesem Zitat aus dem Kommunistischen Manifest beginnen SCOTT LASH und JOHN URRY ihr Buch „The End of Organized Capitalism“. Die Ära, die KARL MARX und FRIEDRICH ENGELS 1848 kommen sahen, war die Ära des „organisierten Kapitalismus“, der die westliche Welt dann tatsächlich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts prägte. LASH und URRY sahen 1987 jedoch das Ende dieser Ära gekommen. Sie werde abgelöst durch eine Ära des „desorganisierten Kapitalismus“.

Mit diesen Begriffen knüpfen sie an die Theorie des „Organisierten Kapitalismus“ an, die der österreichische Sozialdemokrat RUDOLF HILFERDING v.a. in den 1920er Jahren entwickelt hatte. In dem vom MARX und ENGELS beschriebenen unkontrollierbaren Mahlstrom verändern sich auch die räumlichen und zeitlichen Strukturen des Lebens der Menschen. Doch weder in den Arbeiten HILFERDINGs noch in den späteren Weiterentwicklungen JÜRGEN KOCKAs finden sich Hinweise auf diese Veränderungen der räumlichen (und zeitlichen) Strukturen des Kapitalismus. Gerade sie sind nun jedoch ein Schwerpunkt der Arbeit von LASH und URRY, und sie sollen auch im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen.

Im Kern soll der Frage nachgegangen werden, ob sich im Übergang vom Organisier-ten zum Desorganisierten Kapitalismus eine spezifische Umgangsweise mit dem Raum entwickelt hat. Dies geschieht mittels einer Untersuchung der Veränderungen der Raumstrukturen der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Ende der 1990er Jahre.

2. Begriffliche und Sachliche Vorklärungen

Fortlaufende Restrukturierung baulich-räumlicher Strukturen

In kapitalistischen Gesellschaften sind räumliche Strukturen einem ständigen Prozess der Restrukturierung unterworfen, denn Investitionen in die „bauliche Umgebung“ sind von folgender Widersprüchlichkeit geprägt: Einerseits werden sie getätigt, um aktuell die Produktivität zu erhöhen, andererseits sind sie – kaum geschaffen – bereits Barrieren für neue, noch produktivere Verwertungsprozesse. Der räumliche Restrukturierungsprozess stößt also auf Hindernisse in Form umfangreicher und fixierter Kapitalan-lagen, die nur um den Preis massiver Entwertung aufgegeben werden können; trotzdem ist für den Kapitalismus eine fortlaufende Restrukturierung baulich-räumlicher Strukturen allgemein kennzeichnend. Auch die gegenwärtigen Restrukturierungsprozesse bringen neue Erscheinungsformen der räumlichen Ungleichheit mit sich, die in den folgen-den Kapiteln näher untersucht werden sollen.

Die Beschreibung der räumlichen Gestalt einer Gesellschaft sagt jedoch für sich genommen wenig aussagt. DAVID HARVEY betont, dass „räumliche Gestaltungsweisen … ihre gesellschaftliche Wirksamkeit erst mittels der Struktur sozialer Beziehungen [entfalten], in denen sie eine Rolle spielen. In den sozialen Beziehungen im Kapitalismus ist die Gestaltung des Raumes durchdrungen mit klassenspezifischen Bedeutungen.“ (Harvey, 1987, 116) In eine ähnliche Richtung argumentiert auch KLAUS BRAKE: Es sind zwar die Produktivkräfte, deren Verteilung das Bild von Stadt und Land prägt, „es [ist] aber natürlich nicht die Entwicklung der Produktivkräfte als solche …, die über die Art und das Maß der sektoralen und der territorialen Arbeitsteilung … entscheidet. Denn für Inhalt und Entwicklungsrichtung der Auseinandersetzung der Menschen mit der Natur sind die jeweiligen Verhältnisse bestimmend, die unter den Menschen bestehen.“ (Brake, 1980, 112)

Und es ist immer im Auge zu behalten, dass die Unterschiede in der Siedlungsentwicklung der BRD nicht nur eine Ungleichmäßigkeit der Verteilung von Bevölkerung, Produktion und Siedlungen darstellen, sondern dass sie zu ganz handfesten Ungleich-wertigkeiten in den Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen führen.

Beharrungsvermögen der räumlichen Strukturen

Veränderungen in der Art, wie eine Gesellschaft ihre Existenzgrundlagen produziert, führen zu jeweils unterschiedlichen Formen gesellschaftlicher und auch territorialer Arbeitsteilung (vgl. Brake, 1980). Über die Reichweite der Veränderungen der Raumstrukturen besteht jedoch keine Einigkeit. Während JOSEF ESSER und JOACHIM HIRSCH die Einschätzung vertreten, dass „die unterschiedlichen historischen Formationen des Kapitalismus … zugleich durch eine je spezifische Strukturierung des Raumes gekennzeichnet [sind]“ (Esser / Hirsch, 1987, 39) und „die Durchsetzung einer historisch do-minanten Form der kapitalistischen Produktions- und Arbeitsverhältnisse, der Konsumstandards und Vergesellschaftungsweisen … eine ihr eigentümliche räumliche Gliederung“ produziert (ebd.), geht STEFAN KRÄTKE diese These zu weit. Er weist demgegenüber auf die „relative Starrheit vorhandener Raumstrukturen und die formations-übergreifende Anziehungskraft vorhandener räumlicher Zentren“ hin (Krätke, 1991, 27) und hebt hervor: „Räumliche Restrukturierung bedeutet … keine totale Umwälzung, sondern führt zu mehr oder weniger weitreichenden Modifikationen des vorhandenen Raumgefüges.“ (Krätke, 1991, 3)

Eine solche Bewertung wird dadurch erschwert, dass die neuen Raumgefüge erst in Konturen erkennbar sind und wegen der erwähnten Resistenz des Raumes gegenüber Veränderungen vermutlich verschiedene Raumprinzipien gleichzeitig wirken. Auch die „fordistische“ Inwertsetzung des Raumes hat also immer noch eine gewisse Bedeutung (vgl. Knapp, 1995). Zudem verläuft der konkrete Entwicklungsgang keineswegs immer eindeutig und gradlinig. BRAKE weist darauf hin, dass er sich gerade dadurch auszeichnet, dass es nach Staaten, im Zeitverlauf und in den Einzelheiten erhebliche Unterschiede gegeben hat und weiterhin geben wird (vgl. Brake, 1980, 109). Gerade diese Unterschiede sind auch ein zentrales Thema von LASH und URRY (s.u.).

Organisierter Kapitalismus – Desorganisierter Kapitalismus

Doch auch wenn die aktuelle Situation noch offen ist und die zukünftige Entwicklungsrichtung noch nicht klar erkennbar ist, so ist doch unübersehbar, dass die bisherigen gesellschaftliche Arrangements aufgebrochen werden und sich neue Muster herauszubilden beginnen. Diese neuen Konstellationen werden wohl weniger standardisierte Arrangements zwischen Ökonomie, Politik und Kultur aufweisen, sondern viel stärker auf flexibleren Strukturen der Produktion und Reproduktion beruhen.

Diese Veränderungen werden in der Soziologie und der Geographie aus der Sicht unterschiedlicher Theorien und Ansätze untersucht. Ich werde mich im Folgenden auf die bereits erwähnte Analyse von LASH und URRY stützen und auch ihre Periodisierung übernehmen, weil mir ihr Ansatz für die Untersuchung der Veränderungen der räumli-chen Strukturen besonders fruchtbar zu sein scheint. Es liegen zudem eine Reihe auf-schlussreicher Arbeiten vor, die sich am Regulationsansatz orientieren. Diese werden von mir ergänzend einbezogen. (Die Frage, ob eine Veränderung der industriellen Betriebsweise ein geeignetes Abgrenzungskriterium für die Periodisierung kapitalistischer Gesellschaftsentwicklung darstellt, kann an dieser Stelle nicht erörtert werden. Kritisch hierzu äußert sich u.a.: Heininger, 1998.)

Hierbei ist allerdings zu beachten, dass LASH und URRY die Einschätzung u.a. von KOCKA übernehmen, der den Beginn der Ära des Organisierten Kapitalismus in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sieht, und den Übergang vom Organisierten zum Desorganisierten Kapitalismus in den 1970er und 1980er Jahren terminieren. Zwar verortet auch der Regulationsansatz das beginnende Ende der fordistischen Ära in den 1970er Jahren, erkennt hier also ebenso wie LASH und URRY tiefgreifende strukturelle Veränderungen, er sieht jedoch erst im Ersten Weltkrieg einen historischen Strukturbruch, der die (vorfordistische) Phase der Industrialisierung und der extensiven Akkumulation abschließt. Zu diesem Zeitpunkt befinden wir uns in der Interpretation von LASH und URRY jedoch bereits in der Ära des organisierten Kapitalismus, der durch den Ersten Weltkrieg noch eine zusätzliche Festigung erfährt. (In der Abb. 1 ist ergänzend auch eine Einteilung nach den dominanten Wirtschaftssektoren aufgenommen worden. Hier liegt der Wechsel von der Agrar- zur Industriegesellschaft in den 1880er Jahren. Der Wechsel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft fällt allerdings auch hier in die 1970er Jahre.)

Abbildung 1: Vergleich der Phaseneinteilungen nach Lash und Urry, nach dem Regulationsansatz und nach der Dominanz der Wirtschaftssektoren

LASH und URRY bezeichnen die Transformationen von Raum und Zeit, von Wirtschaft und Kultur, die sie zu Beginn der 1980er Jahre beobachteten als Desorganisierung der kapitalistischen Gesellschaften. Diesen Vorgang untersuchen sie exemplarisch anhand von fünf verschiedenen Ländern: Deutschland, Schweden, Großbritannien, Frankreich und der USA. Dabei richten sie ihre Aufmerksamkeit auf die Veränderungen in der Industrie, dem Bankwesen und den Strukturen und Mechanismen der Politik; weiter untersuchen sie die Gewerkschaften und den kulturellen Bereich.

Die verschiedenen Entwicklungen treten in den einzelnen Ländern nicht gleichzeitig und auch nicht in gleicher Art und Weise in Erscheinung. Als Gründe hierfür benennen sie: Den Zeitpunkt, zu dem im jeweiligen Land die Industrialisierung beginnt, das Vorhandensein spezifischer vorkapitalistischer Organisationen (Als Beispiele nennen sie: guilds, corporate local government, and merchant, professional aristocratic, university and church bodies (Lash / Urry, 1987, 5)) und die Größe des Landes. Es sind gerade auch diese unterschiedlichen Entwicklungspfade, die ihr Interesse wecken.

Der Organisierte Kapitalismus, dessen Idealtyp die Autoren in Deutschland verwirklicht sahen, wird von ihnen in Anlehnung an KOCKAs Zusammenfassung (vgl. Kocka, 1974, 20 ff.) u.a. mit folgenden Eigenschaften charakterisiert (vgl. Lash / Urry, 1987, 3):

  • Konzentration und Zentralisation in der Industrie, im Bankwesen und in den Sektoren Handel und Versicherungen;
  • Trennung von Besitz und Kontrolle in den als Kapitalgesellschaften verfassten Großunternehmen, in denen die leitenden Angestellten die Unternehmerfunktionen in die Hand nahmen;
  • Tendenzen zur engeren Verknüpfung des Staates und der großen Monopole;
  • Expansion der imperialistischen Industriestaaten und ihre Kontrolle über die Märkte und die Produktion in Übersee.

Die Aufzählung KOCKAs ergänzen sie um einigen für unser Thema relevante Punkte. Sie sehen u.a. „the concentration of different industries within different regions“ (Lash / Urry, 1987, 4) und „the growth and increased importance of very large industrial cities which dominate particular regions through the provision of centralized services“ (ebd.) als weitere wesentliche Erscheinungen dieser Ära an. Demgegenüber charakterisieren sie die Ära des Desorganisierten Kapitalismus u.a. mit folgenden Punkten:

  • Dezentralisierung des Kapitals;
  • Zunahme der Angestellten und der gehobenen Dienstleistungsberufe („distinctive service class [of managers, professionals, educators, scientists etc.]“, Lash / Urry, 1987, 5), bei gleichzeitigem Rückgang der absoluten Zahl der Arbeiter und ihres relativen Anteils an der Arbeiterklasse;
  • zunehmende Unabhängigkeit der großen Monopole von direkter Kontrolle und Regulierung durch den einzelnen Nationalstaat;
  • die Ausweitung des Kapitalismus in die meisten Länder der Dritten Welt.

Auch die räumlichen Strukturen sind in diesem Prozess Wandlungen unterworfen. Diese kennzeichnen Lash und Urry mit folgenden zwei Punkten:

  • „The overlapping effect of new forms of the spatial divison of labor has weakened the degree to which industries are concentrated within different regions.“ (Lash / Urry, 1987, 6)
  • „Industrial cities begin to decline in size and in their domination of regions. This is reflectes in the industrial and population collapse of so-called ‚inner cities‘, the increase in population of smaller towns and more generally of semi-rural areas, the movement away from older industrial areas etc.“ (ebd.) Diese Beschreibungen sollen im folgenden näher erörtert werden.

3. Vorindustrielle Zeit und (beginnende) Industrialisierung

Während die meisten der zu Grunde gelegten Arbeiten sich auf eine Untersuchung des Wandels der Raumstrukturen seit den 1970er Jahren beschränken, möchte ich BRAKE (vgl. Brake, 1980) folgen und zumindest einen kurzen Blick weiter zurück werfen. Dies ist m.E. notwendig, um bei der Frage nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Raumstrukturen nicht solche Strukturen, die den kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen im allgemeinen zu eigen sind, mit solchen zu verwechseln, die als besondere Erscheinungsformen der jeweiligen Formation anzusehen sind (vgl. Harvey, 1987, 128; Krätke, 1991, 4).

Es ist also in Erinnerung zu rufen, dass mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches und der Völkerwanderungen viele Städte in Mitteleuropa schrumpften oder gar wüst fielen. Diese Entwicklung führte dazu, dass es im 8. und 9. Jahrhundert in Mitteleuropa fast keine Städte mehr gab. Erst ab etwa 1000 entwickelten sich die ersten „Städte“ im vollen mittelalterlichen Sinn, also mit den drei Merkmalen Markt, gewerbliche Produktion und Verwaltung. Entscheidende ökonomische Faktoren für diese Entwicklung waren das sesshaft werden der Bevölkerung, das arbeitsteilige Vorgehen bei der Produktion und die Entfaltung des Marktwesens. Die gleichmäßige und dünne Besiedlung wandelte sich in ein feinmaschiges Netz von Konzentrationspunkten. Ab dem 12. Jahrhundert folgte dann ein starkes Städtewachstum – etwa 2/3 aller heutigen Städte entstanden zwischen 1150 und 1450. Im ausgehenden Mittelalter treten Manufakturen neben das Handwerk und lösen sich vom bislang politisch festgelegten Standort gewerblicher Produktion in den Städten. Die Folge ist eine breite Streuung gewerblicher Produktion über die gesamte Fläche des jeweiligen Staatsgebietes.

In den folgenden etwa 350 Jahren schloss sich aufgrund der erreichten Dichte des mittelalterlichen Städtenetzes und der Stagnation durch Kriege, insbesondere durch den 30jährigen Krieg, ein „Städtetal“ an, in dem nur noch wenige Städte gegründet wurden.

Die beginnende Industrialisierung stellt dann einen erneuten Wendepunkt in der Stadtentwicklung dar. Zwar kommt es nur zu einer relativ kleinen Zahl von Stadtgründungen, aber viele der vorhandenen Städte vervielfachen durch die massive Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem näheren und weiteren Umland innerhalb weniger Jahrzehnte ihre Einwohnerzahl. (Vgl. Blotevogel, 1997; Ipsen, 1991)

Diese Darstellung verdeutlicht, welch enormen Veränderungen die Städte über die Jahrhunderte ausgesetzt waren: Sie reichen von dem fast vollständigen Verschwinden eines während des Römischen Reiches bereits bestehendes Städtesystem bis hin zu einem explosionsartigem Wachstum zahlreicher Städte während der Industrialisierung. Hieran sind die Veränderungen während des Übergangs vom Organisierten zum Desorganisisierten Kapitalismus zu messen.

Das Verhältnis von Stadt und Land

Während die Stadt zunächst „vom Lande lebte“, weil erst auf der Basis überschüssiger landwirtschaftlicher Produktion Arbeitsteilung und Bevölkerungswanderung möglich waren, entwickelte sich vom 10./11. Jahrhundert an ein Interessengegensatz zwischen dem Bürgertum in den Städten und den Feudalherren auf dem Lande, weil die feudalen Produktionsverhältnisse eine politische Fessel für die Entfaltung von Hand-werk und Handel darstellten. In dem Maße, wie sich die Produktivkräfte entwickelten und sich die Vorteile dieser Entwicklung auf die Städte konzentrierten, entstand eine ökonomische Abhängigkeit des Landes von der Stadt – was auf den langen Zeitraum vom 11. bis zum 16. Jahrhundert zutrifft. Und auch nach dem Verlust ihres Produktionsmonopols im 17./18. Jahrhundert blieben die Städte bestimmend für die gesellschaftliche, und vor allem wirtschaftliche Entwicklung. (Vgl. Brake, 1980, 134)

DETLEV IPSEN weist allerdings darauf hin, dass die Landwirtschaft zwischen 1800 und 1870 in der Entwicklung der Arbeitsproduktivität mit anderen Bereichen der Wirt-schaft nicht nur mithalten, sondern sie sogar übertreffen konnte (vgl. Ipsen, 1991, 130 f.): Während die Produktivität der Landwirtschaft in diesem Zeitraum um 152% stieg, nahm sie im Steinkohlebergbau um 110% und in der Eisenindustrie nur um 26% zu. Möglich war dies dank der zunehmenden Kommerzialisierung und Verwissenschaftlichung der Landwirtschaft (verbesserte Dreifelderwirtschaft, Übergang zur Stallfütterung, Einsatz neuer Schweine- und Schafsrassen). Diese Entwicklung galt allerdings v.a. für den norddeutschen Raum. In den mittel- und süddeutschen Mittelgebirgslagen hingegen diente die Landwirtschaft v.a. der Selbstversorgung. Allerdings gab es eine größere Zahl unterschiedlichster Handwerksbetriebe: Waldschmieden, Eisenerzhütten, Töpfereien, Webereien etc.

Deshalb ist es – so IPSEN – richtig anzuerkennen, dass vor der Industrialisierung „das Zentrum innovativen Handelns nicht oder zumindest nicht nur im städtischen Raum zu finden [war]“ (Ipsen, 1991, 131). Die Raumstruktur war also vor der Industrialisierung durch eine „territoriale Durchdringung“ (Brake, 1980, 104) des Landes mit dem Manufaktur- und Verlagswesen gekennzeichnet, die kleine, isolierte Wirtschaftsräume geschaffen hatte.

Der heute dominierende Gegensatz zwischen den Verdichtungsräumen und den gering verdichteten und peripheren Räumen hat sich erst mit der Industrialisierung, also während der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, herausgebildet. Die zunächst noch territorial miteinander verwobenen unterschiedlichen Existenzbedingungen der Menschen in Landwirtschaft und Gewerbe werden nun voneinander getrennt.

Die Menschen wandern zu ihren Arbeitsplätzen in die immer größer werdenden Verdichtungsräume oder Agglomerationen. Die Standorte der neuentstehenden Industrie befinden sich zumeist innerhalb der vorindustriellen Gewerbegebiete, häufig orientieren sich die Standorte aber auch an den neuen Rohstoffen (v.a. gilt dies für die Metallverarbeitung und die Kohleförderung). Nur zu einem kleinen Teil entwickelte sich die industrielle Produktion auch auf dem Land, als Nebenerwerb in Form von Heimarbeit oder in unmittelbarem Zusammenhang mit einem Gut, wo Naturprodukte in Müh-len, Schnapsbrennereien, Webereien etc. verarbeitet wurden; hieraus erwuchsen jedoch nur selten Verdichtungsräume.

Die industrielle Produktion bildet nun homogene Gebiete, die sich deutlich gegen die landwirtschaftlich genutzten Gebiete absetzen. BRAKE beschreibt die entstehende Arbeitsteilung wie folgt:

„Auf der einen Seite Agglomerationen%u201A mit ihrem Industriemonopol und zugleich als Zentrum des Kapitalmarktes, der Verwaltung, des Kreditwesens, der Kultur und der Vergnügens, auf der anderen Seite existiert das Land als Lieferant von Rohstoffen, als Abnehmer von industriellen Fertigwaren, als Produzent von Lebensmitteln und als ständiges Arbeitskräftereservoir'“ (Brake, 1980, 105) Die Agglomerationen sind also nicht nur die Orte, an denen sich die Produktionsstätten ballen, sondern dort sammelt sich auch der gesellschaftliche Reichtum, sie sind auch die Zentren der ökonomischen und politischen Macht.

In einem Zeitraum, der Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt und erst mit dem Ersten Weltkrieg sein Ende findet, kann man laut IPSEN von einem „Strukturdualismus“ (Ipsen, 1991, 119) sprechen, weil der traditionelle, landwirtschaftliche Sektor und der moderne, industrielle Sektor nebeneinander existierten. Zum Beleg dafür, dass der gesamtgesellschaftliche Strukturwandel „balanciert“ (Ipsen, 1991, 134) verläuft führt er zahlreiche empirische Belege an: So weist die absolute Verteilung der Erwerbspersonen zwischen 1882 und 1939 tatsächlich eine relative Strukturkonstanz aus. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei der Verstädterung: zwar nimmt die absolute Zahl und der relative Anteil der Bevölkerung, die in Großstädten wohnt, zwischen 1871 und 1910 von 5% auf 27% zu, gleichzeitig nimmt die Zahl der Gemeinden mit bis zu 2000 EinwohnerInnen und die absolute Zahl ihrer BewohnerInnen kaum ab. Auch hier gilt also, dass „das Neue entsteht, ohne das Alte zu zerstören“ (Ipsen, 1991, 137). Auf einen dritten Punkt weist er noch hin: Da die Lohneinkommen häufig zur Reproduktion der Arbeitskraft nicht ausreichten waren für die ArbeiterInnen in den Städten der direkte Kon-takt zum Land oder die Kleinstlandwirtschaft in der Stadt vielfach zur Existenzsicherung notwendig. Es bestand daher in vielen Fällen eine nur „unvollständige Urbanisierung der Arbeiterschaft“ (Häußermann, zitiert nach Ipsen, 1991, 137).

4. Der Übergang vom Organisierten zum Desorganisierten Kapitalismus

Wirtschaftlicher Strukturwandel und Stadtentwicklung

LASH UND URRY betonen, dass der Prozess der Organisierung des Kapitalismus durch eine räumliche Konzentration von Produktion, Distribution und Reproduktion und den Bedeutungszuwachs der Agglomerationen gekennzeichnet war, während der Prozess der Desorganisierung durch räumliche Streuung und Disurbanisierungsprozesse gekennzeichnet ist (vgl. Lash / Urry, 1987, 10 f.).

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch KRÄTKE, der – in der Begrifflichkeit des Regulationsansatzes – feststellt, dass die fordistischen Raumstrukturen durch den Gegensatz zwischen schnell wachsenden Agglomerationen und den zurückgebliebenen peripheren Regionen und die Stadtregionen intern durch den Gegensatz von Zentrum und Suburbanisationen geprägt waren. Den Prozess der Suburbanisierung, die Entstehung von Trabantensiedlungen und %u201ASchlafstädten‘ einerseits sowie von Eigenheim- und Reihenhaussiedlungen in Randzonen der Stadtregion andererseits stellt er als typische Entwicklung dieser Phase heraus (vgl. Krätke, 1995, 86). In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungsphase kommt es auch aus seiner Sicht zu weitreichenden ökonomisch-sozialen Restrukturierung, die einen Umbruch in der Stadtentwicklung mit sich bringen. Er nennt drei wesentliche Momente dieser Restrukturierung (vgl. Krätke, 1995, 17 f.):

  1. Der Übergang zu „flexiblen“ Produktionsmodellen auf Basis neuer Managementstrategien und der Verbreitung neuer Informations-, Steuerungs- und Kommunikations-Technologien führt u.a. zu einer Flexibilisierung der Standortwahl der Unternehmen.
  2. Eine Flexibilisierung und Aufspaltung der Lohn- und Beschäftigungsverhältnisse gehen mit Massenarbeitslosigkeit und zunehmender Verbreitung deregulierter Beschäftigungsverhältnisse einher.
  3. Ein Formwandel der staatlichen Interventionen hin zu mehr flexiblen unternehmerischen Formen der Staatsaktivitäten bei gleichzeitigem „Umbau“, im Sinne von partiellem Abbau, des Sozialstaates.

Parallel zu derartigen übergreifend wirksamen Tendenzen gesellschaftlicher Entwicklung vollzieht sich der Umbau räumlicher Strukturen, der neue Erscheinungsformen der Ungleichheit mit sich bringt. Dazu gehört die Verlagerung von Industrie- und Wachstumszentren, die Ablösung der noch bis in die 1970er Jahre hinein relativ einheitlichen Wachstumstendenzen von städtischen Agglomerationen durch ein Muster räumlicher Entwicklung, das von der Aufspaltung in niedergehende oder stagnierende und weiterhin prosperierende Stadtregionen geprägt ist, und eine zunehmende ökonomisch-soziale Polarisierung innerhalb der Städte.

Verlagerung von Industrie- und Wachstumszentren

Die seit den 1970er Jahren beobachtetete Tendenz zur Polarisierung der nationalen Städtesysteme in Agglomerationen, die ökonomische stagnieren oder sogar schrumpfen, und in Agglomerationen, die wachsen, fand in Deutschland in den 1980er Jahren seinen Niederschlag im Begriff „Süd-Nord-Gefälle“. Eine genaue Betrachtung dieses Phänomens verdeutlicht jedoch, dass es verkürzt und irreführend gewesen wäre, von einem Süd-Nord-Gefälle zwischen den Bundesländern oder gar – noch auf das alte Bundesgebiet bezogen – zwischen „dem Norden“ und „dem Süden“ Deutschlands zu sprechen. Der Kern dessen, was als Süd-Nord-Gefälle bezeichnet wurde, lag vielmehr in der unterschiedlichen Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Agglomerationen. Auffallend war, dass alle diejenigen Agglomerationen, die von der Schrumpfung nicht so stark betroffen waren, südlich der Mainlinie lagen.

Zur Erklärung der Lokalisierung der neuen Wachstumspole in Süddeutschland verweisen HARTMUR HÄUßERMANN und WALTER SIEBEL ausdrücklich auch auf außerökonomische Erklärungen: Die Standortverschiebungen der deutschen Wirtschaft müssen auch als Folge des Zweiten Weltkriegs und des gezielten Aufbaus eines militärisch-industriellen Komplexes im Münchner Raum (Siemens, Messerschmidt-Bölkow-Blohm) verstanden werden. Sie führen aus:

„Historisch-spezifische Konstellationen sowie politische Entscheidungen bilden … unserer Ansicht nach die Grundlage für den vielgerühmten Aufstieg der modernen Industrien im bundesrepublikanischen Süden. Daß ein großer Teil dieser Industrien von öffentlichen Aufträgen und Zuschüssen abhängig ist, macht all jene Kommentare zu dieser Entwicklung ideologieverdächtig, die im Süd-Nord-Gefälle das Ergebnis einer Differenz zwischen zu-kunftsorientierter, technologiebejahender Politik im Süden und soziallastiger, von Subventionsmentalität geprägter Politik im Norden sehen. Mit marktwirtschaftlichen Prozessen und dynamischem Unternehmertum hat das Ganze wenig zu tun, viel dagegen mit historischen Zufälligkeiten (Besatzungszonen) und mit zentralstaatlicher Politik zugunsten bestimmter Länder.“ (Häußermann / Siebel, 1986, 85 f.)

ESSER und HIRSCH weisen in dieser Diskussion allerdings darauf hin, dass wachstumsstarke und wachstumsschwache Bereich trotz regionaler Abstufungen im Wachstumstempo der einzelnen Branchen in allen Bundesländern anzutreffen sind. Es ist daher nicht sinnvoll, die raumstrukturellen Veränderungen in der BRD als Süd-Nord-Gefälle zu charakterisieren. Statt dessen ist von einem Gefälle in Nord und Süd zu reden, denn innerhalb der einzelnen Bundesländer bestehen größere regionale Disparitäten als zwischen diesen (vgl. Esser / Hirsch, 1987).

Nach dem Anschluss der DDR an die BRD überschattet der „West-Ost-Gegensatz“ die räumlichen Entwicklungsunterschiede im alten Bundesgebiet. FRANZ-JOSEF BADE und ANNEKATRIN NIEBUHR können in einer aktuellen Studie (vgl. Bade / Niebuhr, 1998, 16) nachweisen, dass das Jahr 1989 erstaunlicherweise keinen Strukturbruch in der „Tendenz zur räumlichen Dekonzentration der Beschäftigten“ – wie HÄUßERMANN und SIEBEL dies schon 1986 nannten (vgl. Häußermann / Siebel, 1986, 74) darstellt. Die Beschäftigtenzahlen in den Verdichtungsgebieten nehmen kontinuierlich weiter ab, während sie in den anderen Regionen leicht zunehmen. Daher ist es weiterhin zutreffend von einem „urban-rural shift“ (Lash / Urry, 1987, 148) zu sprechen.

BADE und NIEBUHR haben in der bereits erwähnten Studie erneut die These bestätigt gefunden, dass die räumliche Dekonzentration wirtschaftlicher Aktivitäten auf zwei Maßstabsebenen stattfindet (vgl. Bade / Niebuhr, 1998, 6f.):

  • Die Suburbanisierung betrifft die kleinräumigen Veränderungen innerhalb der Verdichtungsräume, deren Ränder sich eindeutig günstiger als ihre Zentren entwickeln.
  • Die Disurbanisierung betrifft die großräumigen Veränderungen zwischen den Verdichtungsräumen und den übrigen Regionen, also den gering verdichteten und den peripheren Regionen.

Abb. 2 verdeutlicht, dass die hochverdichteten Zentren der Verdichtungsräume nicht nur einen Anteil an den EinwohnerInnen haben (25,6%), der weit über ihrem Anteil an der Fläche Deutschlands liegt (3,0%), sondern dass sie auch 36,2% zur Bruttowertschöpfung beitragen und damit immer noch eine dominante Stellung unter den Wirtschaftsstandorten einnehmen. Die beschriebene günstige Entwicklung der gering verdichteten und der peripheren Regionen hat aber immerhin dazu geführt, dass in beiden Regionstypen zusammen bereits knapp 40% der Bruttowertschöpfung entsteht.

Abbildung 2: Ausgewählte Kennziffern zur räumlichen Struktur Deutschlands (1996)

Eine Untersuchung der raumtypischen Entwicklungsunterschiede von 1976 bis 1996 (s. Abb. 3) macht deutlich, dass es sich bei der räumlichen Dekonzentration um langfristig wirksame Tendenzen handelt.

Abbildung 3: Die relative Entwicklung der Erwerbstätigkeit seit 1976

Anders die Entwicklung des Süd-Nord-Gefälles (s. Abb. 4): Hatten sich die süddeutschen Agglomerationen bis Mitte der 1980er Jahre durchweg dynamischer als der Bundesdurchschnitt entwickelt, so hat sich das Bild ab Mitte der 1980er Jahre grundlegend gewandelt. Einerseits hat sich die Dynamik der südlichen Verdichtungsräume abgeschwächt, andererseits haben einige der nördlichen Verdichtungsräume ihren Anteilsrückgang stoppen können (dazu gehören insbesondere Hamburg und Hannover). Im Ergebnis hat sich der Unterschied zwischen Süd und Nord wesentlich verringert. Wenn man die peripheren Regionen betrachtet hat sich das leichte Entwicklungsgefälle von Süd nach Nord sogar gedreht (s. Abb. 5):

Abbildung 4: Entwicklung der Erwerbstätigkeit in ausgewählten Verdichtungsräumen

und Abbildung 5: Entwicklung der Erwerbstätigkeit in ausgewählten peripheren Regionen

BADE UND NIEBUHR ziehen folgendes Fazit: Die relative Beschäftigungsentwicklung liefert keinen Hinweis darauf, dass die seit langem beobachtbare Dekonzentration der Arbeitsplätze zum Stillstand gekommen ist, vielmehr deutet vieles darauf hin, dass sich diese Disurbanisierung auch in Zukunft fortsetzt oder gar verstärkt. Beim Süd-Nord-Gefälle hat sich zwar das Gefälle bei den Verdichtungsräumen mittlerweile gedreht und einigen norddeutsche Agglomerationen weisen eine günstigere Entwicklung auf, die einzelnen Tendenzen sind aber zu schwach, um daraus ableiten zu können, dass dieser Richtungswechsel auch in Zukunft anhalten wird (vgl. Bade / Niebuhr, 1998, 20).

Der ländliche Raum

Die beschriebene Dekonzentration der Arbeitsplätze und die Stärkung der gering verdichteten und der peripheren Regionen stellt möglicherweise auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Stadt und Land neu.

In den 1970er Jahren war ein Prozess zu einem vorläufigen Abschluss gekommen, in dem Stadt und Land aufhörten, relativ gleichberechtigt nebeneinander zu existieren. Das Land war in eine zunehmende Abhängigkeit zur Stadt geraten. Einerseits war es nur noch Produzent und Lieferant von Rohstoffen und Abnehmer für Fertigprodukte aller Art, andererseits wurde die Stadt zum Gestaltvorbild für das Land, städtische Lebensweisen, Institutionen und Bauformen wurden in den ländlichen Raum hineingetragen (vgl. Ipsen, 1991, 119 f.).

In den bereits erwähnten Verschiebungen der Entwicklungsschwerpunkte und in der „Neoindustrialisierung“ ehemals ländlichen Regionen z.B. in Süddeutschland sieht IPSEN nun allerdings „Vorboten einer neuerlichen Balancierung der Beziehung zwischen Stadt und Land“ (Ipsen, 1991, 147). Zur Begründung weist er auf zwei Aspekte hin: Zum einen ist in der bäuerlichen Landwirtschaft die Kombination unterschiedlicher Erwerbsquellen und ein daher hohes Maß an Flexibilität üblich; auch die im ländlichen Raum weit verbreitete informelle Ökonomie mit gegenseitiger Hilfe in Familie und Nachbarschaft erfordert ein breites Reservoir an Fertigkeiten und Kenntnissen sowie die Fähigkeit zur selbständigen Arbeit. Zum anderen ist das im ländlichen Raum verbreitete Handwerk oftmals durch vielfältige Verflechtungen und eine flexible Marktanpassung gekennzeichnet und stützt sich bei der Vermarktung auf ein informelles Beziehungsnetz. Hinzu kommt, dass diese Handwerksbetriebe von der Wiederentdeckung der Bedeutung qualifizierter Arbeit profitieren. Hierin sieht er beträchtliche Potentiale für eine neuerliche Inwertsetzung von Teilen des ländlichen Raumes (vgl. Ipsen, 1991, 155). Ob er mit dieser Einschätzung richtig liegt, wird sich in Zukunft noch zeigen müssen.

Städtesystem und -hierarchie

Doch nicht nur das Verhältnis zwischen Stadt und Land wird neu zu bestimmen sein, auch die Städtesysteme und -hierarchien ändern sich. Dabei sind zwei gegensätzliche Tendenzen erkennbar: Zum einen wurde schon dargestellt, dass es gerade die Kleinstädte sind, die seit den 1970er Jahren einen Bevölkerungs- und einen Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen haben. Sie konnten einen wesentlichen Teil der neuen Wachstumspotenziale an sich ziehen. Zum anderen konnten aber auch eine begrenzte Anzahl der Großstädte ihre Position im nationalen Städtesystem festigen und ausbauen.

Eine wichtige Rolle bei der Änderung der Städte-Hierarchie kommt den unternehmensorientierten Dienstleistungen zu. Sie sind bei ihrer Standortwahl auf die räumliche Nähe von Spezialisten, Rechtsanwälten und Programmierern angewiesen. Außerdem müssen sie bei ihrer Standortwahl die Bedürfnisse ihrer hochqualifizierten Arbeitskräfte berücksichtigen, die vom Lebensstil und den Angeboten der Großstädte angezogen werden. SAKIA SASSEN erläutert:

„Für Firmen, die eingespielte Standardprodukte anbieten und vorwiegend einen regionalen oder nationalen Markt beliefern, ist es tendenziell gleichgültig, ob sie ihren Sitz inner-halb oder außerhalb einer Stadt einrichten. Diejenigen Firmen aber, die bei äußerstem Konkurrenzdruck in einer hochinnovativen Branche tätig und/oder weltmarktorientiert sind, ziehen aus der Einrichtung ihres Hauptsitzes in einem der großen international bedeutenden Geschäftszentren offenbar einen so großen Nutzen, daß die dabei auftretenden höheren Kosten keine Rolle mehr spielen.“ (Sassen, 1996, 92)

Diese Tendenz läßt sich auch im deutschen Städtesystem nachweisen, in dem nach dem Anschluss der DDR an die BRD Berlin wieder an die Spitze der Hierarchie zurückkehrte. Allerdings ist der Abstand zu den folgenden Zentren bei weitem nicht so groß wie vor dem Zweiten Weltkrieg. Man muss Berlin aktuell daher eher an der Spitze einer Gruppe von Regionalmetropolen sehen, die gemeinsam die deutsche Städtehierarchie dominieren. Betrachtet man nicht nur einzelne Städte, sondern Stadtregionen, dann ist die Region Rhein-Ruhr die mit weitem Abstand größte Ballung metropolitaner Funktionen in Deutschland. Zwar liegt die Zahl der Beschäftigten in den metropolitanen Wirtschaftszweigen bei einer Betrachtung der einzelnen Städte in Berlin, Hamburg, München und Frankfurt a.M. höher als in Köln, Düsseldorf oder Essen, aber bei einer Betrachtung auf der Ebene von ganzen Regionen entstehen ganz andere Rangfolgen. Demnach wird das Städtesystem Deutschlands im wesentlichen durch die beiden mehrkernigen Regionen Rhein-Ruhr und Rhein-Main sowie die drei monozentrischen Regionen Berlin, Hamburg und München geprägt. Hinter dieser Spitzengruppe folgen mit einem deutlichen Abstand die Ballungsräume Stuttgart, Hannover, Nürnberg, Leipzig-Halle und Rhein-Neckar. (Vgl. Krätke, 1995, 111; Blotevogel, 2001)

Diese gegebene Städte-Hierarchie werde durch die Herausbildung von neuen flexiblen Produktionskomplexen nach Ansicht von KRÄTKE „nicht %u201Aumgewälzt‘, sondern insgesamt befestigt und akzentuiert“ (Krätke, 1991, 39). Von einer solchen Akzentuierung könne deshalb gesprochen werden, weil die meisten prosperierenden städtischen Zentren schon lange vor dem Beginn der gegenwärtigen Umbruchphase als Knotenpunkte transnational organisierter Produktions- und Verwertungszusammenhänge etabliert waren.

Bestätigt wird diese Sicht auch durch LASH UND URRY, die eine eine Untersuchung von BADE aus dem Jahr 1983 zitieren. Aus ihr geht hervor, dass bereits 1977 die Hauptquartiere der deutschen Firmen in einer kleinen Zahl zentraler Agglomerationen konzentriert waren (vgl. Lash / Urry, 1987, 147). KRÄTKE bezieht sich auf eine aktuellere Untersuchung, die in der Tendenz zu den gleichen Ergebnissen kommt (Abb. 6; Krätke, 1995, 110).

Abbildung 6: Unternehmenszentralen im deutschen Städtesystem (1992)

Innere Struktur der Städte

Insgesamt kann festgestellt werden, dass aktuell allgemeine Trends und Muster an Bedeutung verlieren. Die klassischen sozialökologischen Untersuchungen, die die Struktur der Stadt noch als System konzentrischer Ringe oder klar abgrenzbarer Sektoren analysierten, greifen heute nicht mehr. Das vorherrschende Bild der Stadtstruktur ist das eines Flickenteppichs, und der Trend der Stadtentwicklung besteht aus einem gleichzeitigen Nebeneinander von Sub-, Des- und Reurbanisierung. HANS HEINRICH BLOTEVOGEL verwendet zur Beschreibung das anschauliche Bild eines „Eis“ (vgl. Blotevogel, 2001): Das Bild der Stadt hat sich von der kompakten historischen Stadt (symbolisiert durch das „gekochte Ei“) über die duale Stadt des Industriezeitalters (symbolisiert durch das „Spiegelei“) zur diffusen Stadt des Postfordismus gewandelt (symbolisiert durch das „Rührei“).

Tatsächlich haben sich die Aktivitäten, die in der Stadt erledigt werden, relativ fein neu sortiert: In den Vorstädten schießen große Bürozentren aus dem Boden, in denen Tätigkeiten aus den Bereichen Forschung und Entwicklung und die routinemäßige und massenhafte Eingabe, Verarbeitung und Auswertung elektronischer Daten erledigt werden. Sie wurden an diese Standorte verlegt, weil es billiger ist, dort zu produzieren. Tätigkeiten dagegen, die ein hohes Maß an fachlichem Urteilsvermögen oder schöpferischer Aktivität erfordern, finden weiterhin auf teurem Raum in den Zentren statt (vgl. Hall, 1991).

Diese Wiederbelebung der Zentren bei gleichzeitiger Entstehung neuer am Rande angesiedelter Knotenpunkte ist eine in ganz Europa anzutreffende Erscheinung. Zwei bedeutende Beispiel hierfür sind La Defénse bei Paris und die Londoner Docklands. „Was einst nur Vorstadt, Stadtrand oder urbane Peripherie war, hat sich nun zum Schauplatz einer intensiven wirtschaftlichen Entwicklung gemausert“ – so kommentiert SASSEN diese Entwicklung (Sassen, 1996, 132).

Fragmentierung und neue Disparitäten innerhalb der Städte haben eine „vielfach geteilte Stadt“ entstehen lassen, als deren typische Quartiere KRÄTKE die folgenden auf-zählt (vgl. Krätke, 1995, 174 f.):

  1. Die „Stadt der Herrschaft und des Luxus“. Dies sind die städtischen Räume der „Führungseliten“, für die der Stadtraum weniger Wohnquartier als vielmehr ein Ort der Machtausübung und der Profitaneignung ist. Sie wohnen eher in Villen außerhalb der Stadt; wenn sie im Stadtzentrum wohnen, nutzen sie exklusive Appartments, die in manchen Ländern bereits durch umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen von anderen Wohnquartieren und sozialen Schichten abgeschottet sind.
  2. Die „gentrifizierte Stadt“. Sie dient den funktionalen Eliten, also den Führungskräften und hochbezahlten Spezialisten aller Art als Wohnstandort. Es handelt sich oft um aufgewertete innenstadtnahe Wohnviertel.
  3. Die „mittelständische Stadt“. Sie umfasst die Quartiere der bessergestellten Arbeiter und Angestellten und des traditionellen Mittelstandes. Hierzu zählen ebenso suburbane Einfamilienhaus-Gebiete wie innenstadtnah gelegene „bürgerliche“ Miethaus-Viertel.
  4. Die „Mieter-Stadt“. Sie umfasst die Quartiere der gering entlohnten Arbeiter und die Dienstleistungsbeschäftigten mit ungesicherten Arbeitsplätzen. Diese Quartiere um-fassen die klassischen Arbeitermietskasernen und die Großwohnsiedlungen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus.
  5. Die „aufgegebene Stadt“ ist das Quartier der Verarmten und Ausgegrenzten. Hierzu zählen dem Verfall preisgegebene Altbau-Quartiere, degradierte Neubausiedlungen, Obdachlosensiedlungen und Slums an der städtischen Peripherie.

Die Gegensätze, die hier auf engem Raum versammelt sind und sich aneinander reiben, entstehen durch den Zuwachs sowohl von hochbezahlten Arbeitsplätzen in den Bereichen Marketing, Finanzen, Rechts- und Unternehmensberatung etc. als auch von schlecht bezahlten und meist ungeschützten Arbeitsplätze in den Bereichen Bürohilfstätigkeiten, Reinigungs- und Botendienste, Gastronomie etc. Auf der einen Seite konzentriert sich ein großer Teil der unternehmerischen Macht, auf der anderen Seite konzentrieren sich zunehmend mehr benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Diese gemeinsame Präsenz machte die Städte zu einem „umkämpften Terrain“ (Sassen, 1996, 165).

Es entstehen „Stadtlandschaften der Macht“, in denen die Räume sich mehr und mehr für Inszenierungen und Simulationen eignen müssen. Und da die Menschen auf Architektur emotional reagieren und sich mit %u201Aherausragenden‘ Gebäuden identifizieren eignen sich Hochhäuser so gut als Prestigeobjekte und Symbole des Willens zur Macht (vgl. Noller, 1999, 137).

Die Zurichtung der Stadt für das Spektakel, ihre Verwandlung in künstliche Erlebniswelten ist von verschiedenen Autoren durchaus unterschiedlich bewertet worden. So spricht PETER HALL z.B. von sanierten Hafenvierteln, in denen eine Mischung aus Wohnungen, Dienstleistungen und Tourismus geschaffen worden ist, und die mit Geschäften für den gehobenen Einkauf angereichert worden sind, als einem gelungenen Modell einer Wiederbelebung der Innenstädte. Dies sei ein bewusster Versuch, „dem Herzen einer Großstadt, die ihre Urbanität eingebüßt hatte, wieder zur Urbanität zu verhelfen“ (Hall, 1991, 31). Doch auch er muss einschränken, dass die urbane Qualität synthetisch ist und die Straße zu einer Theaterveranstaltung wird.

Tatsächlich sind die Menschen daran gewöhnt worden, Einkaufen mit Zerstreuung und Spaß zu verbinden. Hieraus ziehen die Malls zwar ihre Faszination, sie sind jedoch zugleich „Marktplätze einer privat kontrollierten Öffentlichkeit“ (Noller, 1999, 162), mit ihnen verschwinden die Grundlagen für die politische Funktion öffentlicher Plätze und Räume, „nämlich ein Ort für politisch räsonierende Privatleute zu sein, die sich zu einem kritischen und selbstregulierend in die

Gesellschaft eingreifenden Publikum versammeln“ (ebd.).

Gleichzeitig haben in den innerstädtischen öffentlichen Räumen die repressiven Maßnahmen rapide zugenommen: Einerseits sorgen private Sicherheitsdienste für das, was ihre Auftraggeber unter „Ruhe und Ordnung“ verstehen, andererseits versuchen auch die Kommunen Obdachlose, Drogenabhängige und Bettler mittels „Gefahrenabwehrverordnungen“ aus den Innenstädten fernzuhalten.

5. Weiterführende Forschungsfragen

Die Ausführungen haben deutlich gemacht, dass ein abschließendes Urteil über die Veränderungen der Raumstrukturen beim Übergang vom Organisierten zum Desorganisierten Kapitalismus derzeit noch nicht möglich ist. Zu vieles ist noch im Fluss, manche als gesichert eingestufte Erkenntnis, muss bereits wieder korrigiert oder zumindest relativiert werden.

Ebenso wie der Desorganisierte Kapitalismus trotz aller, auch tiefgreifenden strukturellen Veränderungen gegenüber dem Organisierten Kapitalismus noch ein Kapitalismus ist, so lässt sich auch ganz allgemein für die aktuellen Raumstrukturen feststellen, dass sie sich wohl eher durch Kontinuitäten als tiefgreifende Strukturbrüche kennzeich-nen lassen.

Gegenstand einer weiterführenden Untersuchung könnte jedoch die Frage nach der Abgrenzung derjenigen räumlichen Strukturen, die den kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen im allgemeinen zu eigen sind, und denjenigen, welche als besondere Erscheinungsformen des Desorganisierten Kapitalismus anzusehen sind, sein. So entpuppt sich das in den 1980er Jahren diagnostizierte und intensiv diskutiert „Süd-Nord-Gefälle“ möglicherweise bereits am Anfang des 21. Jahrhunderts als eine nur vorübergehende Erscheinung. Mit der räumlichen Dekonzentration scheint es sich hingegen anders zu verhalten; diese Tendenz erweist sich bisher als stabil und führt ihrerseits zu einer tiefgreifenden Veränderung des Verhältnisses von Stadt und Land.

Diese Veränderungen könnten Gegenstand einer zweiten weiterführenden Untersuchung sein, die der Frage nachgehen könnte, inwieweit Veränderungen der Raumstrukturen Elemente der vorindustriellen Zeit wiederbeleben, die durch die Industrialisierung möglicherweise nur zeitweise verdrängt worden waren. Auch die Veränderungen auf der politischen und auf der normativen Ebene wirken sich auf die zukünftigen räumlichen Entwicklung und ihre Interpretationen aus. So wäre es eine spannende, dritte Forschungsfrage, wie die Abschwächung der Konzentration wirtschaftlicher Aktivitäten auf die Verdichtungsräume gesellschaftspolitisch zu bewerten ist. Ist diese Entwicklung nicht eigentlich ein Schritt hin zu „gleichwertigen Lebensbedingungen der Menschen in allen Teilräumen“, wie es im Raumordnungsgesetz (§ 1 Abs. 1 Nr. 4) gefordert wird?

Das Thema bleibt also spannend und für wissenschaftliche Untersuchungen weiterhin gewinnbringend.

Literatur

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  • Hall, Peter: Gibt es sie noch – die Stadt?, in: Schabert, Tilo (Hrsg.), 1991, S. 17-41
     
  • Harvey, David: Flexible Akkumulation durch Urbanisierung, in: Prokla, Heft 69 (1987), S. 109-131
     
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  • Knapp, Wolfgang: Global – Lokal. Zur Diskussion postfordistischer Urbanisierungsprozesse, in: Raumforschung und Raumordnung, Heft 4 1995, S. 294-304
     
  • Kocka, Jürgen: Organisierter Kapitalismus oder Staatsmonopolistischer Kapitalismus? Begriffliche Vorbemerkungen, in: Winkler, Heinrich August (Hrsg.), 1974, S. 19-35
     
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  • Läpple, Dieter: „Süd-Nord-Gefälle“ Metapher für die räumlichen Folgen einer Transformationsphase: Auf dem Weg zu einem posttayloristischen Entwicklungsmodell?, in: Friedrichs, Jürgen / u.a. (Hrsg.), 1986, S. 97-116
     
  • -: Essay über den Raum. Für ein gesellschaftswissenschaftliches Raumkonzept, in: Häußermann, Hartmut / u.a. (Hrsg.), 1992, S. 157-207
  • Lash, Scott / Urry, John: The End Of Organized Capitalism, Cambridge: Polity Press, 1987
     
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  • Rodenstein, Marianne: Städtebaukonzepte – Bilder für den baulich-räumlichen Wandel der Stadt, in: Häußermann, Hartmut / u.a. (Hrsg.), 1992, S. 31-67
     
  • Sassen, Saskia: Metropolen des Weltmarkts. Die neue Rolle der global cities, Frankfurt / New York: Campus Verlag, 1996
     
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  • Vogt, Joachim: Raumstruktur und Raumplanung, Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 1997 (2. Auflage)
     
  • Wehler, Hans-Ulrich: Der Aufstieg des Organisierten Kapitalismus und Interventionsstaates in Deutschland, in: Winkler, Heinrich August (Hrsg.), 1974, S. 36-57
     
  • Winkler, Heinrich August (Hrsg.): Organisierter Kapitalismus. Voraussetzungen und Anfänge, Göttingen: Vendenhoeck & Ruprecht, 1974